Der eine Sommer, als wir dachten das Leben sei schön

Diese Bilder sind aus dem Antrieb entstanden, die magische Seite der Welt zu erfassen. In Momenten, in denen sich die Achtung auf die Welt, das Staunen mit einer Ahnung für einen übergeordnetes Muster vereint und einen Zwischenzustand schafft, der eine weitere Bedeutung hinter den Dingen erahnen lässt, die sich normalerweise hinter ihrer Oberfläche versteckt. Es ist meine Sehnsucht, den Dingen, die man auf den ersten, verschwommenen Blick sieht, eine Standhaftigkeit zuzusprechen, die sich der Frage nach der Realität
entzieht. Ein zweiter Blick, der das Leben durch die Aussicht auf einen anderen möglichen Zustand der Welt erträglich macht.

Gleichzeitig ist die Frage der Relevanz meiner Bilder in der Zukunft nicht nur mit einer utopischen Haltung verknüpft, sondern steht auch im Licht der Vergänglichkeit und führt mich auf den bescheidenen Aussichtspunkt zurück, der mich die Welt mit anderen Augen betrachten lässt. Da dem Medium der Fotografie die Eigenschaft der indexikalischen Verweiskraft auf eine Sache in der Welt inhärent ist, die einen Alternativzustand
der Welt möglicherweise greifbarer darstellen kann, als andere Medien. Im besten Fall schafft es das Werk die Veränderung selbst aufzuzeigen, die es sich für die Welt wünscht und dem Betrachter als Ausgleich für seine Aufmerksamkeit einen heilsamen Moment der Realitätsflucht und Hoffnung zurückzugeben.
Wenn das größte Potential der Kunst ist, von einer alternativen Welt zu sprechen, birgt diese Hoffnung oder Sehnsucht auch immer eine Zukunft. Durch diesen zeitlichen Vorgriff, lässt sich dem eigenen Werk und sich selbst als Künstlerperson einer von vielen, theoretisch möglichen Blicken gönnen, der eine größerer Offenheit und auch Unvollständigkeit zulässt, als es durch eine bloße Verhaftung mit der Gegenwart möglich gewesen wäre.

Um zu der Frage der Relevanz zurückzukommen, beschäftigt sich meine Hängung nicht nur mit der Darstellung eines utopischen Sehnsuchtsortes, sondern auch mit der Frage, welche Bilder in diesem Kontext in der Zukunft noch eine Bedeutung haben werden; auf welche verzichtet werden kann und welche es vor allem noch zu machen gilt. Diese werden dargestellt durch Leerstellen, einer unbebilderten Klammer, die Raum für Vision lässt und durch Titel eine Poesie der Spekulation schafft.

Jahresausstellung 2017 an der Akademie der Bildenden Künste München

 




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